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28 August 2010

Ein trauriger Tag



Ich kann das kaum beschreiben wie das war, die Tage vor der Beerdigung.
Mit Deiner Frau habe ich die Formalitäten für Deine Beerdigung erledigt.
Wir wurden von einem Fahrer der Stadt München gefahren.
Was wir viel mehr gebraucht hätten, wäre jemand gewesen der mit uns redet.
Im Beerdigungsinstitut den Sarg aussuchen, die Ausstattung,
ihr war alles egal, sie meinte nur „mach du das“. Aber mir auch, mir war es eigentlich auch egal.
Und doch auch wieder nicht, es war mir doch nicht egal worin Du am Ende liegst.
Aber das war so unwirklich alles. Noch immer konnte ich es nicht glauben.
Ich wollte und konnte nicht glauben, dass Du nicht mehr da bist.
Also wollte ich auch diese Dinge nicht tun.
In so einem Moment herrscht die Vorstellung, wenn man das nicht tut, ist es vielleicht nicht wahr.
Ich wünschte mir so sehr, dass es nicht wahr wäre.

Dann zum Friedhof, die Grabstelle aussuchen. Eine Stelle mit Sonne und Schatten.
Dann ein warten ... auf das Unvermeidliche. Von Montag bis Freitag.
Wie ich diese Zeit überstanden habe, ich weiß es heute nicht mehr.
Wir haben uns vorbereitet wie zu einer Feier. Für jeden von uns war es wichtig, auch wie wir aussehen.
Noch einmal schön machen nur für Dich!!!!

Es war klar, auch die Presse wird da sein, Du warst schließlich der "Held von Trudering".
Wir werden beobachtet von Anfang bis Ende.

Das machte uns Angst.
Für jede von uns wurden „Menschen abgestellt, die sich um uns kümmern sollten“.
Für mich waren Freunde von Dir vorgesehen. Ich weiß noch, dass sie mich nicht aus den Augen ließen.
Ich war an den Tagen vor Deiner Beerdigung täglich am Friedhof, in der Halle, in der Du aufgebahrt warst. Aber glauben konnte ich es trotzdem noch immer nicht.
Einmal als ich aus der Halle kam, flog direkt vor meinen Füssen eine Taube auf den Boden und blieb sitzen. Hört sich so komisch an, aber sie sah mich an ... und blieb da sitzen und sah mich an.
Und irgendwie hatte ich das Gefühl, das bist Du ... eine Nachricht von Dir ... für mich.


Das Datum Deiner Beerdigung wird keiner von uns vergessen. Es ist der Geburtstag unserer Nichte.
Wie traurig ... solch ein Tag. Immer damit verbunden, dass Du an dem Tag beerdigt wurdest.
Wir kamen am Friedhof an, da standen, Busse und alle waren besetzt mit Mitarbeitern des MVV München.
Alle in der Kleidung des MVV, in der Kleidung in der wir Dich so oft gesehen hatten.
 Noch heute bei dem Gedanken, bekomme ich eine Gänsehaut. Sie waren alle da ,wegen Dir!
Welch ein Anblick. So viele Busfahrer ...
In der Aussegnungshalle es dauerte so lange. Es wurden Reden gehalten ...

"München wird auf ewig in Deiner Schuld bleiben" hieß es.

Ich saß neben unserer Schwester, wir hielten uns an der Hand, ganz fest.
Ich sagte zu ihr „Ich kann es nicht glauben, ich kann es einfach nicht glauben“.
Und sie erwiderte „Ich auch nicht, das ist so unwirklich."

Es wurde das Lied "So nimm denn meine Hände gespielt."

Den Weg anschließend, hinter Deinem Sarg her ... ich weiß ihn noch genau.
Ich weiß noch, wie die Fotografen vor uns gelaufen sind, um ihre Fotos zu machen.
Unmöglich fand ich das. Am Grab, die Szenen daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern.
Aber noch an den Chor, sie sangen "Alle Sorgen groß und klein, schlafen friedlich mit Dir ein".
Aber nicht unsere Sorgen ... nicht unsere Trauer, um Dich!
Ich weiß noch, als ich an der Reihe war, mein letzter Gruß zu Dir.
Ich hatte Dir einen Brief geschrieben, meine letzten ganz persönlichen Worte an Dich.
Keine Erde, nein Erde wollte ich Dir nicht aufs Grab werfen, das konnte ich nicht.
Rosa Rosen bekamst Du von mir.


Direkt vor dem Grab, bin ich beinahe ausgerutscht.
Es war alles zu viel, mir sackten die Füsse weg.
Die Presse hat hinterher geschrieben „Die blonde Schwester des Toten brach am Grab weinend zusammen.“
Wie man sich nach so einer Beerdigung zum „Leichenschmaus“ treffen mag, wird mir ein ewiges Rätsel sein. Ich weiß noch wie ich da saß ... mein erstes Essen nach der Nachricht, dass Du gestorben bist.
Ich kam mir vor wie in einem schlechten Theaterstück bei dem ich mitspielen muss, ich wollte weg.
Bei uns am Tisch wurde sehr wenig gesprochen. Keinem war nach reden zu Mute.
Irgendwann bin ich einfach geflüchtet.
Zurück zum Friedhof ... dort war unser Cousin und hat die Kränze geordnet.
Er, der immer so fröhlich war ... selbst er war sprachlos.

Wie Mama das überstanden hat, welche Kraft sie das gekostet hat, kann ich nur erahnen.
Du warst doch ihr Liebling, das war uns allen klar, es war ein offenes Geheimnis.
Und wir fanden das ganz normal, wir sind damit aufgewachsen.
Niemand war darüber erstaunt, auch keine von uns böse deshalb.

Es war so leicht, Dich zu lieben war so leicht!!!
Du hast es jedem leicht gemacht Dich zu mögen,
durch Deinen Humor, Deine Lebensfreude und auch durch Deine Anteilnahme.
Ich hätte Dich so gern zurück geholt, mit meinen Gebeten, meinen Wünschen.
Wenn Wünsche in Erfüllung gingen, Du wärst sofort wieder bei uns!

Ich vermisse Dich so sehr!!!!


"Du bist tot ... solange ich lebe ... "


Memento
Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem dieses wiederfuhr
Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eigenen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der anderen muß man Leben.
(Mascha Kalèko)


Niemals geht man so ganz

"Mein Glaube tröstet wo die Liebe um Dich weint."

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7 Kommentare:

  1. Ich würde meinen Wunsch mit dazu geben wenn ich nur könnte um dir deinen Bruder meinen Onkel zurück zu holen. Es tut mir so leid mama in diesen Tagen fühle ich so mit dir. Schade das ich noch nicht groß genug war und dir meine Schuler anbieten konnte wo du dich so richtig ausweinen hättest können. Wie sehr würde ich mir wünschen das ich ihn besser gekannt hätte. ICh hab dich sooo sehr lieb Mama

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  2. Liebe Angelika,
    ich möchte dir nur ein paar Zeilen von Albert Schweizer schicken:
    Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.
    Ich wünsche dir alles Gute.
    Liebe Grüße
    Silke

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  3. Ich wünschte ich könnte dich einfach nur in Arm nehmen... Ich denk an dich.
    Die Taube war ganz sicher er...Ich hab es vor 10 Jahren auch erlebt, auf der Beerdigung meines Seelenverwandten.
    Sie leben in unseren Herzen weiter, aber es ist so unheimlich schwer ohne sie weiterzuleben...
    LG Petra

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  4. Ach, mir fehlen nun ein bißchen die Worte. Ich weiss, wie Du Dich fühlst, es geht mir ja genauso. Als die Urne meines Bruders vor der Aussegnunshalle stand kam ein Wind auf, das Tuch bewegte sich ganz sanft und ein Schmetterling hat sich draufgesetzt...Bilder die für immer bleiben.
    Liebe Grüße
    (Deine Tochter ist so toll)
    Elisabeth

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  5. Liebe Angelika,
    ich wollt nur mal kurz hallo sagen und fragen wie es euch geht und ob auch mit deiner Tochter alle in Ordnung ist.
    Ganz liebe Grüße
    SIlke

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  6. Erschütternd! Ähnliches habe ich mit einem zwar nicht verwandten aber sehr lieben Freund meiner Kinder erlebt - Autounfall und wir konnten es zunächst gar nicht glauben, daß er einfach tot ist. Es war auch alles so unwirklich ... Das ist nun auch schon viele Jahre her ...

    Und so etwas wie mit der Taube kenne auch ich - bei uns war es mal ein Schmetterling, nach dem Tode meines Vaters, er flog beständig vor uns her in einer ganz besonderen Situation. Es gibt vieles zwischen Himmel und Erde, was sich von Wissenschaftlern nicht messen läßt und es ist dennoch da.

    Herzliche Grüße
    Sara

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  7. Liebe Angelika,
    heute wagte ich mich erst vor, was überhaupt mit Deinem Bruder geschah...
    Es tut mir so leid!

    Mh so vieles erinnerte mich in Deinem Post an die Beisetzung meiner Mama...
    Ja es sträubt sich alles innerlich dagegen.Man denkt tatsächlich dass man mit dem was man im nachhinein tut, das erst festschreibt...

    Auch ich entschied mich GEGEN die Erde!
    Das stand für mich schon im vornhinein fest!
    Ich hätte das nicht gekonnt.

    Dein Bruder weiß gewiss um Deine Liebe liebe Angelika!
    Und er war wirklich ein Held!
    Doch das schmälert freilich auch nicht Dein Vermissen.

    Ich hab jetzt nicht nur über Deinen Blog ein Gesicht von Deinem Bruder sondern etwas über ihn erfahren...
    Ich denke an ihn!

    Und an Dich.

    Stiller Gruß
    Margit

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